Dr. Friedrich Reitzig, Pfr.i.R.
Dr. Friedrich Reitzig, Pfr.i.R.

„Siehe, ich verkündige Euch große Freude …“ (Lk. 2,10)

 

Liebe Leserin, lieber Leser!

Einen Satz wie diesen hört man gern. Er lässt die Augen leuchten und die Spannung wachsen. Er weckt Hoffnung und kündigt Gutes an. Freudenboten öffnet man gern die Tür, um Genaueres zu erfahren, denn die Ankündigung einer großen Freude allein genügt nicht. Sie will begründet und inhaltlich näher beschrieben sein, um prüfen zu können, ob das, was der Bote bringt und als Freude ausgibt, auch für einen selbst ein Grund zur Freude ist. Es gilt also die Qualität der Botschaft zu erforschen. Handelt es sich nur um eine kurzfristige Effekthascherei oder um eine Botschaft von Gewicht mit Langzeitwirkung?

Gerade in Zeiten wie den unsrigen ist das Misstrauen besonders groß, versucht man uns doch viel anzupreisen und als Freude und Glück zu verkaufen. Bei näherer Betrachtung erweist es sich aber nur zu schnell als Blendwerk oder Wegwerfartikel. Für einen kurzen Moment mag es gut sein, - einem Strohfeuer gleich, danach taugt es nur noch für den Müllhaufen, weil es nicht hält, was einem angepriesen wurde. Viel Schein, kaum Sein, so lautet dann das Resümee.

 

„Siehe, ich verkündige Euch große Freude.“ Dieser Satz wurde einst hineingerufen in das Dunkel der Nacht und war an Menschen gerichtet, bei denen die Freude kein selbstverständlicher Teil ihres Alltags war. Vielmehr mussten sie tagtäglich ums nackte Überleben kämpfen, fühlten sich von Gott und den Menschen verlassen, waren Randsiedler der Gesellschaft, auf die man herabsah und gegebenenfalls mit Füßen trat. Für die Arbeit waren sie gut genug, - für die Freude hingegen schienen sie nicht gut genug zu sein. Doch gerade ihre Nacht und das Dunkel ihres Alltags wurden durch jenen Satz in ein neues Licht gestellt, ließ es sie doch spüren: Sie waren nicht vergessen. Im Gegenteil! Sie waren die ersten auf der Liste, die von der großen Freude erfahren sollten, mitten im Dunkel auf der Schattenseite des Lebens.

Und noch erstaunlicher war: Jener Bote der Freude war einer von Gewicht, nicht irgendein dahergelaufener. Nein, von oben kam er und kündigte jenen Vergessenen den Heiland der Welt an. Gott, so machte er deutlich, nimmt euch dort draußen auf den Feldern vor Bethlehem besonders wichtig. Ihr, die ihr euch nach Heil sehnt und Hoffnung in einer scheinbar hoffnungslosen Lage, seid die, bei denen nach Gottes Willen Freude einkehren soll. Ihr sollt nicht im Dunkeln bleiben. Nein, das Licht des Heils soll bei euch besonders hell leuchten, ja bei euch zu leuchten anfangen.

 

Mit dieser Freudenbotschaft, - mit diesem Evangelium werden wir auf den Kern des Weihnachtsgeschehens verwiesen. Gott schenkt seinen Menschen Heil, - personhaftes Heil mit dem Kind in der Krippe. Er tritt durch dasselbe aus dem Dunkel, das ihn vor unseren Augen verborgen sein lässt, in das Dunkel, das uns beschwert und belastet, um es zu erleuchten. Nicht äußere Pracht und Machtentfaltung ist ihm wichtig. Nein, in der Schwachheit eines Kindes offenbart er sich, seine Liebe und seinen Heilswillen. Diese Schwachheit der Liebe und Zuwendung zu uns Menschen ist stärker als alle Macht, die es auf Erden gibt. Heil will er bringen und Hoffnung und damit Frieden, der das Herz aufgehen lässt und dem Leben neue Perspektiven eröffnet, die nicht von dieser Welt sind, sondern ihren Ziel- und Endpunkt bei Gott haben sollen.

 

Seit nunmehr 2000 Jahren wird diese Freudenbotschaft verkündet. Doch hören wir sie noch? Oder ist sie uns zu einer jährlichen Routine geworden, die „alle Jahre wieder“ per Kalender auf dem Programm steht und keinen wirklichen Wert mehr besitzt, so dass sie mit allerlei Kitsch „aufgewertet“ und durch eine falsche Romantik „verklärt“ werden muss? Manches, so scheint mir, hat sich wie ein Dornengestrüpp über diese frohe Botschaft gelegt und uns ihr gegenüber immunisiert. Es wäre schön, wenn wir uns von diesem Ballast befreien und einfach wieder hören könnten auf die Botschaft vom Frieden auf Erden und dem Heil, mit dem Gott uns beschenken möchte durch seinen Sohn.

 

In diesem Sinn wünscht Ihnen frohe und gesegnete Weihnachtstage sowie ein von Gott begleitetes Jahr 2014

 

Pfr. Friedrich Reitzig, Kurseelsorger 

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