Dr. Friedrich Reitzig, Pfr.i.R.
Dr. Friedrich Reitzig, Pfr.i.R.



Themenartikel

 


 

Unterwegs …

 

so erleben wir oftmals die Tage um die Jahreswende. Sie sind eine Zäsur besonderer Art. Neue Kalender werden aufgehängt. Das Datum ändert sich nicht nur tag- oder monatsweise. Nein auch dort, wo es am beständigsten ist, bei der Jahreszahl. Man spürt es fast physisch, wie die Zeit verrinnt und uns in Richtung Zukunft drängt. Ja, ein Tag, der sagt`s dem andern, das Leben ist ein Wandern …. Unaufhaltsam schreiten wir voran. Die Zeit kennt keinen Stillstand und keine Bremse. Nicht einen Augenblick können wir festhalten. Selbst wenn wir versuchen, ihn zu genießen bzw. bewusst zu er- oder zu durchleben, ist er, kaum dass wir meinen, ihn erfasst zu haben, schon wieder entschwunden. Das macht es so unheimlich und lässt gerade um die Jahreswende Fragen aufkommen wie: Was wird uns das Jahr bringen, das soeben begonnen hat? Wird es eine Fortsetzung des alten Jahres werden mit seinen Krisenmeldungen samt den kleinen und großen Schreckenszenarien, die sich zuweilen wie dunkle Wolken über den Blick Richtung Zukunft legen? Oder ist Freude und Glück angesagt und damit die Erfüllung unserer tiefsten und geheimsten Wünsche? Fragen sind es, vor denen wir stehen, Hoffnungen, die wir in uns tragen verbunden mit manchem Zweifel. Wir werden warten müssen, wie sich die Dinge entwickeln, ohne dass wir dabei stehen bleiben können. Wir sind eben bei allem Warten unterwegs von einem Jahr zum anderen, unterwegs durchs Leben.

 

Doch es ist kein Zug nach nirgendwo, in dem wir uns befinden, keine Reise ins Unbekannte, die uns das Fürchten lehren müsste. Auch wenn wir nicht wissen, wo wir am Ende des neuen Jahres stehen werden, soll unser Leben doch zielgerichtet sein, sprich einen Anker- und Haftpunkt haben. Das jedenfalls möchte uns der Vers aus dem Hebräerbrief ins Stammbuch schreiben, der uns als Losung durch dieses Jahr begleiten soll. „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“ (Hebr. 13,14), so lautet er. Besser wäre er vielleicht zu übersetzen, „der zukünftigen streben wir entgegen.“ Zielorientiert leben ist also angesagt, weil wir auf Zukunft hin angelegt sind.

 

In einer Welt, in der das Vergehen allgegenwärtig ist und unserem Leben manch traurigen Stempel aufdrückt, könnte man entgegen: Gerne, aber wie soll das gesehen? Ist es nicht eine Botschaft aus einer ganz anderen Welt? Wohl wahr, aber nicht zu schön, um wahr zu sein. Wir sind vielmehr inmitten des Vergehens zum Hoffen und Vertrauen aufgerufen. Obwohl wir hier nur auf der Durchreise sind, -von einem Jahr zum anderen, von unserer Geburt bis zum Tod-, dürfen wir Bleibendem entgegenstreben, einer zukünftigen Stadt nämlich, einer ewigen Heimat. Der Hebräerbrief lädt uns dazu ein und ermuntert uns damit zu einem Blick über den Horizont hin zu Gott. Dort soll unser Wandern ein Ende haben und unsere Unruhe in Frieden münden. Daran dürfen wir glauben, sprich darauf vertrauen.

 

Der Halt, der uns damit vor Augen gestellt wird, ist mehr wert und wertbeständiger als alle Goldreserven dieser Welt. Denn selbst wenn wir sie unser eigen nennen dürften, am Ende unserer Tage müssten wir doch von ihnen Abschied nehmen. Deshalb mahnt Jesus: „Sammelt euch Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ (Mt. 6,20). Wir sind also eingeladen, auf Gott und sein Reich zuzuleben. Damit sind und bleiben wir unterwegs von einem Jahr zum anderen, aber unterwegs zu einem Ziel, das um Jesu willen Gottes ewiges Reich sein soll. In diesem Sinn wünsche ich uns allen ein getrostes und hoffnungsvolles Wandern durchs neue Jahr und damit ein Leben wider die Angst der alltäglichen Wechselfälle des Lebens, weil es gegründet ist im Vertrauen auf Gottes Nähe und seinem Weggeleit.

 

Ihr Kurseelsorger Pfr. Friedrich Reitzig

 

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