Dr. Friedrich Reitzig, Pfr.i.R.
Dr. Friedrich Reitzig, Pfr.i.R.
Gottes Hand - Glasbausteine aus der Bad Wurzacher Kirche
Glasbusteine aus der Bad Wurzacher Kirche

Heiliger Geist – Die Kraft gegen das, was Menschen fertig macht

Wir haben Pfingsten gefeiert und das Dreieinigkeitsfest und unsere Evangelische Kirche war an diesen Festtagen nicht gerade überfüllt.

Beides, Pfingsten und Trinitatis, sind schwierige Feste. An Weihnachten feiert man das Kind in der Krippe – das rührt uns an. An Ostern feiern wir die Auferstehung. Den Sieg des Lebens über den Tod. Das macht uns Hoffnung. 

Aber Pfingsten – Gottes Dreieinigkeit – was da geschieht und was es heißt, lässt sich schwer in Worte fassen und wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben: wir Christen haben ein schwieriges, mit dem Kopf nicht zu begreifendes Gottesverständnis.  Kein Wunder, dass wir mit Pfingsten und Trinitatis wenig anfangen.

Wir glauben an einen Gott, der sich auf drei unterschiedliche Weisen äußert und doch immer der gleiche Gott ist. Vater und Sohn sind dabei noch einigermaßen fassbar, als Schöpfer und Erlöser – aber Heiliger Geist? Jesus nennt ihn im Johannesevangelium den „Tröster“, aber damit erschöpft sich bei weitem nicht, was „Heiligen Geist“ ausmacht.

Was ist Heiliger Geist?

Bei Huub Ooosterhuis * einem niederländischen, zeitgenössischen, katholischen Geistlichen habe ich folgende schöne Worte gefunden, die ich in Auszügen einfach an Sie weiter gebe, weil man es treffender und schöner nicht sagen kann:

„Der Heilige Geist ist nicht der Wind, der die Blätter der Bäume rascheln lässt, oder der Sturmwind, der die Bäume entwurzelt. Der Wind ist der Wind und weiter nichts…

Der Heilige Geist ist auch nicht der Lebensatem in unserem Körper, die Luft in unseren Lungen, mit der wir sprechen, keuchen, wimmern. Auch die Leidenschaft des einen für den anderen ist kein Heiliger Geist…

Leidenschaft für Gerechtigkeit und Frieden dagegen, Glut des Erbarmens – dass man das Keuchen und Wimmern und unterdrückte Schreien von elternlosen in sich selbst vergrabenen Kindern noch hört, das ist Heiliger Geist. Und dass wir nicht nachlassen, Worte der Ermutigung zu finden und auch des Protestes, dass man sich nicht von Stummheit schlagen lässt, dass man auch weiter einander zusingt und segnet und nicht die überall vorherrschende Abfälligkeit übernimmt, die harte Sprache, die Leute fertig macht, … das ist Heiliger Geist…

Chaos in einen Tisch zu verwandeln, an dem die eigenen Kinder essen können; das Durcheinander aufzuräumen, Schutthaufen abzutragen; eingefleischte Krankheiten wie ‚Verzweiflung‘, ‚nicht mehr nachdenken wollen‘ , oder ‚denken, dass man schlecht sei und dass alles immer so bleibt, wie es nun mal ist‘, all diese ansteckenden Krankheiten auszurotten“ – das ist Heiliger Geist.

So weit Huub Oosterhuis.

Wenn also das Heiliger Geist ist und wenn er das bewirkt, dann haben wir allen Grund (und die große Möglichkeit), ihn um Hilfe anzurufen und ihn in unser Chaos, in unsere Traurigkeit, in unsere Verzweiflung, in unsere Härte zu bitten: Komm, Heiliger Geist! Komm, hilf uns und verändere uns.

Möge die Kraft des Heiligen Geistes stark werden in Ihnen!

Barbara Vollmer-Backhaus, Pfarrerin

PS.: *Huub Oosterhuis: Ich steh vor dir, Meditationen, Gebete und Lieder; Herder 2004 S. 108/109

Glasbausteine in der Bad Wurzacher Kirche
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