Dr. Friedrich Reitzig, Pfr.i.R.
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Nimm und lies!

 

Vor kurzem saßen wir vier Cs zusammen: Christiane L., Christine R., Christel B. und Christine SK., alle vier in der Stadtbücherei engagiert. Wir überlegten, was wir in 2013 anbieten wollen an Vorleseterminen für die unterschiedlichen Altersgruppen und Gelegenheiten. Für uns bedeuten Bücher die Schlüssel zu neuen Welten, Abenteuern und Erfahrungen! Deshalb bedauerten wir auch die zum Teil recht spärliche Teilnahme an unseren Angeboten. „Und für den Kirchenvater Augustinus war „Nimm und lies!“ die entscheidende, lebensverändernde Aufforderung“, sagte eine von uns nachdenklich. „Wenn doch die Menschen von heute nur wieder so begeistert lesen  würden!“, träumten wir weiter.

Was heißt heute eigentlich noch „LESEN“?

Im Brockhaus-Newsletter finde ich folgende Definition – einer Pisa-Studien entnommen:

Man versteht darunter die Fähigkeit „geschriebene Texte unterschiedlicher Art in ihren Aussagen, ihren Absichten und ihrer formalen Struktur zu verstehen und in einen größeren Zusammenhang einordnen zu können, sowie in der Lage zu sein, Texte für verschiedene Zwecke sachgerecht zu nutzen“.

Es gibt da eine alte Geschichte vom Lesen im Neuen Testament. Ein afrikanischer Minister hatte in Jerusalem eine Schriftrolle gekauft. Nun war er auf der Heimreise.

Seine Reiselektüre war gewiss nicht einfach. Er studierte aus dem Propheten Jesaja das Lied vom Gottesknecht. So nimmt es nicht Wunder, dass die Erzählung, die uns  in der Apostelgeschichte überliefert wird,    den Eindruck vermittelt, dass er sehr froh war, als ihn ein  Mann am Straßenrand  - der Apostel Philippus – einfach anredete: „Verstehst du auch, was du liest?“  Ganz ehrlich gibt der Politiker zu: „Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet!“  - Wie gut, dass hier einer den Mut hatte, einfach Hilfe anzubieten und der andere sich nicht zu schade war, dieselbe anzunehmen!  Die beiden Männer kommen ins Gespräch. Am Ende ist der „geschriebene Text in seiner Aussage verstanden, in einen größeren Zusammenhang eingeordnet“ und – Philippus „nutzt ihn sachgerecht“ als Taufunterricht für den Afrikaner. Nach der Taufe zieht der Minister fröhlich in sein Land zurück und hat eine Menge zu erzählen. Eine neue Welt, eine unglaubliche Weite hat sich ihm erschlossen. Seine zunächst erfolglose Reise – als sogenannter „Heide“ hatte er nicht einmal in den Tempel von Jerusalem gedurft! - wird  zum Aufbruch in eine neue Wirklichkeit. In seinem Lesen und dem Gespräch über den Text, hat er die frohe Botschaft, das Evangelium von Jesus Christus nicht nur gelesen und gehört, sondern er hat es mit seinem Herzen verstanden. Das verändert sein Leben!

  

Wir Menschen  heute haben viele Möglichkeiten Texte zu lesen. Warum nutzen wir sie nicht? Nehmen wir uns doch wieder die Zeit über das geschriebene Wort neue Welten, neue Möglichkeiten, neue Zusammenhänge zu entdecken. Vielleicht entdecken wir dann auch etwas, was unser Leben so radikal und positiv verändert?

 

PS: Wenn Sie Lust bekommen haben wieder zu lesen, (kommen  Sie entweder in die Stadtbücherei oder) lesen Sie diese besondere Geschichte  im Neuen Testament in der Apostelgeschichte im 8. Kapitel nach.

Vielleicht ziehen dann ja auch Sie  Ihre Straße fröhlich….

 

Christine Silla – Kiefer, Prädikantin der Evangelischen Landeskirche Württemberg

 

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