Dr. Friedrich Reitzig, Pfr.i.R.
Dr. Friedrich Reitzig, Pfr.i.R.

„Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf“

Unter diesem Titel treffen sich Menschen aus aller Welt am Freitag, dem 4. März zum jährlichen Weltgebetstag. Sie feiern miteinander einen Gottesdienst, dessen Liturgie  in diesem Jahr Frauen aus Kuba gestaltet haben. Kuba – Land der wunderbaren, weißen Sandstrände, der Königspalmen, des Zuckerrohrs, der Tabakplantagen – Rum, Mochitos, Havannes, Ernest Hemingway, Rumba, Sonne, Sand und Sozialismus…

Nach einer langen Kolonialgeschichte, voller Leid und Tränen für afrikanische Sklaven, führten Che Guevara und Fidel Castro die Insel 1959 durch die Revolution in den Sozialismus mit enger Bindung an die damalige Sowjetunion, die diesem kommunistischen Stützpunkt direkt vor der Küste der Vereinigten Staaten gerne zu Blüte und einigem Wohlstand verhalf.

Die schon in der Schule unterrichtete Liebe zum Präsidenten ließ Bauern, Arbeiter, Akademiker und Händler sich gerne für ihr Land einsetzen. Krisen wie die Auseinander-setzung mit den USA in der Schweinebucht 1961 oder die Verschärfung des kalten Krieges wurden in gläubigem Vertrauen auf den Präsidenten gemeistert. Erst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion brach auch die Kubanische Wirtschaft ein. Dennoch, durch die Verbindung zu Venezuela wurde der Nachschub von wichtigen Rohstoffen sichergestellt – im Austausch gegen Ärzte und Wissenschaftler, die in Venezuela aufs Land gingen. Jetzt wandelte sich der Staat auch von einem atheistischen in einen laizistischen Staat, in dessen Verfassung Religionsfreiheit festgeschrieben wurde. Kirchen und Religionen, seit jeher eine bunte Mischung aus vielen verschiedenen kulturellen und spirituellen Wurzeln, gewannen einige Bedeutung. So feiern inzwischen Frauen aus 20 verschiedenen Kirchen miteinander den Weltgebetstag.

Wenn sie in diesem Jahr im Titel besonders die Kinder in den Mittelpunkt stellen und dies mit zwei intensiven Texten aus dem Alten und dem Neuen Testament (Jesaja 11  und Markus 10) unterstreichen, zeigt das ihre große Sehnsucht nach einem Leben in Frieden –auch in ihrer wunderschönen Heimat. Kinder stehen hier   für die Zukunft – selbst wenn viele junge Leute Kuba verlassen, weil sie die täglichen Einschränkungen nicht mehr ertragen wollen. Mit dem „normalen“ Stromausfall über Stunden am Tag oder manchem Versorgungsengpass in Dingen des Alltags kommt man zurecht, nicht aber damit, dass es kein freies Internet und keine freie Presse gibt, also keine Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der Welt zu machen.

Wie mutig ist in dieser Situation das Lied von Lois Kroehler (1993), das die Frauen in die Liturgie des Gottesdienstes aufgenommen haben:

„Steht auf! Steht zusammen! Steht auf! Steht gemeinsam auf!

Träumen wir von der Zukunft. Leben wir unsere Träume.

Bauen wir miteinander – am Reich Gottes!“

Im Gottesdienst am Freitag, dem 4. März 2016, ab 18 Uhr in der Evangelischen Kirche hören, sehen und schmecken wir mehr zu diesem faszinierenden Land, diesen mutigen Frauen, dieser großen Hoffnung auf Gott, der unser aller Alltag segnen möge!

 

Christine Silla – Kiefer

Prädikantin der Evangelischen Landeskirche Württemberg

 

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